Freinet-Pädagogik

Wie entstand die Freinet-Pädagogik?

Die Freinet-Pädagogik ist ein alternatives Schulkonzept, welches ab 1920 in Frankreich entwickelt wurde. Der 1896 in Gars geborene Celestin Freinet lernte, aufgewachsen in einer ländlichen Umgebung, schon früh, was selbstständiges Arbeiten, Lernen und Versorgen heißt. Als er schließlich in die Schule eintrat, empfand er die einfachen, primitiv eingerichteten Schulräume als schlechte Umgebung, die sich negativ auf die Lernfähigkeit auswirkt. In vielen vorgegebenen Aufgaben, dem monotonen Wiederholen, Aufsagen und Üben sah er keinen Zweck und verstand oftmals den Sinn dahinter nicht. Diese Eindrücke sollten ihn für sein späteres Leben prägen. Nach dem Studium stellte er wiederholt fest, dass konventionelle Schulen lediglich auf das persönliche Nützlichkeitsstreben ausgerichtet sind und nur der Erfüllung der Lehrpläne dienen, ohne auf das spätere Leben effektiv vorzubereiten. 1923 nahm Freinet am Kongress des „Weltbundes für die Erneuerung der Erziehung“ in der Schweiz teil1, bei dem er neue Erkenntnisse erlangte und die Möglichkeit bekam, sich mit Kollegen ähnlicher Ansichten auszutauschen. Mit der Zeit formte Freinet sein eigenes Konzept, das aber weniger als vollkommen neue Pädagogik zu sehen ist, sondern mehr als Sammlung verschiedener, seiner Meinung nach besten, Ansichten und Methoden. In der Schule, in der er damals unterrichtete, führte er erstmal die Schuldruckerei ein, in der Schüler ihre eigenen Texte drucken konnten und somit Abwechslung im theorielastigen Schulalltag erhielten. In den folgenden Jahren gründete sich eine Bewegung, der Freinet angehörte, die unter anderem neue Unterrichtsmaterialien herstellte, um Schülern selbstständiges Arbeiten zu ermöglichen. 1935 wurde schließlich die erste Freinet-Schule, die l‘Ecole Moderne in Vence mit 13 Schülern gegründet. Heute besteht die Schule immer noch mit 65 Kindern in drei Klassen. Es folgten in den letzten Jahren viele weitere Schulen des Freinet-Konzeptes, vorwiegend allerdings im romanischen Sprachraum, einige aber auch in Osteuropäischen Ländern, Lateinamerika oder Japan. In Deutschland existieren etwa 20 Freinet-Schulen. Aufgrund der vielen Schulen, in die nur teilweise das Konzept integriert wurde, lässt sich die genaue Zahl allerdings nur schwer schätzen.

Wo wird die Freinet-Pädagogik umgesetzt?

Die meisten der Schulen sind Grundschulen, aber auch in der Sekundarstufe einiger Regelschulen ist das Konzept bereits umgesetzt. Meist sind es hier aber keine reinen Freinet-Schulen, sondern nur einzelne Klassen oder Klassenstufen in Gesamtschulen, die das Modell Freinets realisiert haben. Die Freinet-Grundschulen enden, wie konventionelle Schulen, mit einer Empfehlung, eine weiterführende Schule der Sekundarstufe I zu besuchen. Diese sollte dann im Idealfall auch nach dem Freinet-Prinzip lehren. Vermehrt findet die Idee auch in Kindergärten oder Sonderschulen Anwendung. Freinet-Schulen gibt es staatlicher und privater Natur, sie ermöglichen in der Sekundarstufe Hauptschulabschluss und Fachoberschulreife.

Die Schulen finanzieren sich teilweise durch öffentliche Gelder, bei einigen privaten wird allerdings auch ein Schulgeld erhoben, welches sich nach dem Einkommen der Eltern richtet. Dieses beträgt etwa 60-200€ und liegt gleichauf mit vielen konventionellen Schulen in freier Trägerschaft. Auch eine Nachmittagsbetreuungist in vielen Schulen möglich, dies muss jedoch zusätzlich durch die Eltern finanziert werden. Generell wird von den Eltern eine aktive Mitarbeit am Schulleben gern gesehen. Im Elternplenum können sie Erfahrungen sammeln und austauschen. Ebenso können sie Ideen für AGs entwickeln, diese umwandeln und schließlich auch leiten. Auch die Schüler und Lehrer haben ein eigenes Plenum. So können mehrmals im Jahr die Vertreter der jeweiligen Parteien zusammenkommen, um ihre Ansichten und Meinungen auszutauschen. Die Schulleitung entwickelt diesbezüglich dann das Schulkonzept stetig weiter und passt es den Schülern, Lehrern und Eltern an.

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Was ist der Grundgedanke der Freinet-Pädagogik?

„Den Kindern das Wort geben“ – dieses Motto, das Motto Freinets, spiegelt noch heute den Grundgedanken dieser Pädagogik wider. Hierfür ist es wichtig, dass die ursprüngliche Rollenverteilung im Klassenraum – oder überhaupt in der gesamten Schule – aufgehoben wird. Lehrergelenkter Unterricht wird durch schülerbestimmten ersetzt. Die Kinder sollen in selbstgewählten Arbeiten im Rahmen des Unterrichts ihren eigenen Interessen folgen, ohne Lerndruck zu verspüren. Die Lernmotivation bedingt sich dabei durch die natürliche Neugier. Dadurch sollen die Kinder ihre Persönlichkeit frei entfalten und beim selbstständigen Arbeiten ihren eigenen Interessen folgen.

Wie ein solches Konzept umgesetzt werden kann, sehen sie exemplarisch am Beispiel des Freinet-Kinderhauses in Görlitz in folgendem Video:

Die kritische Auseinandersetzung mit der Umwelt ist für Freinet-Schüler ebenfalls von immenser Bedeutung. Untersuchungen, Experimente und Exkursionen sollen die Schüler nahe der Realität lernen lassen. Die Theorie, die vielen Schülern sonst so schwer fällt, wird durch praxisnahe Unternehmungen und Projekte ersetzt.Ein wichtiger Grundsatz ist auch die intensive Zusammenarbeit zwischen den Schülern, ebenso wie die der einzelnen Klassen untereinander. So können Ideen ausgetauscht und Probleme geklärt werden.

Wie funktioniert die selbstbestimmte Organisation der Freinet-Klassen?

In den Klassen der Freinet-Schulen herrscht Selbstverwaltung. Eine Klasse umfasst im Durchschnitt zwischen 15 und 20 Schüler und wird vom sogenannten Klassenrat organisiert. Dem Klassenrat gehören alle Schüler einer Klasse an, von denen einer als Vorsitzender bestimmt wird. Der Klassenrat ist ein wöchentlich tagendes demokratisches Forum, in dem über Arbeitspläne und -ideen abgestimmt wird, Ämter innerhalb der Klasse verteilt werden und die generelle Gestaltung des\ Klassenraumes festgelegt wird. Die Kinder erlenen so demokratische und soziale Umgangsformen mit aller Verantwortung und Konsequenzen. Der Lehrer ist im Klassenrat ebenso teilnehmendes Mitglied und hat wie jeder Schüler eine Stimme.

Im Klassenrat erhalten alle Schüler ihren individuellen Wochenplan. Dieser wird zuvor vom Lehrer mit den Schülern gemeinsam abgestimmt. Der Lehrer hat die Aufgabe, die Interessen der Kinder mit den Erfordernissen seines Lehrplanes zu koordinieren. Im Wochenplan sind die einzelnen Aufgaben und Vorhaben jedes Kindes vermerkt.

Ebenso elementar wie der Klassenrat, ist auch der Morgenkreis. Dieser wird, wie der Name vermuten lässt, jeden Morgen abgehalten. Auch hier kommen alle Schüler unter Leitung eines einzelnen zusammen. Im Morgenkreis wird der Wochenplan der Schüler angesprochen, diese berichten von den am Tag anstehenden Aufgaben, halten Vorträge oder demonstrieren ein Projekt. Tagesaufgaben werden festgelegt und koordiniert, sodass am Ende des Tages Bilanz gezogen werden kann.

Ausgewiesene Schulbücher werden in der Freinet-Pädagogik nicht genutzt. Lehrer und Schüler erarbeiten sich über Jahre hinweg eine Dokumentensammlung, die alle Arbeiten der Klasse enthält und von nachfolgenden Jahrgängen genutzt werden kann. Außerdem verfügen die Schulen über einen großen Bestand selbst angelegter Lehrmaterialien, sowie einer Bücherei und einer sogenannten Arbeitsmittelkartei mit Anleitungen zu einzelnen Geräten, Maschinen und Bereichen.

Wie ist der Klassenraum gestaltet?

Der Grundgedanke ist, jedes Klassenzimmer in verschiedene Ateliers aufzuteilen. Einige von ihnen sollen handwerklichen Tätigkeiten Raum geben, andere wiederum dienen der Forschung, Schöpfung und Dokumentation. Auch Außenanlagen werden einbezogen. So sind an den Schulen meist kleinere Bereiche mit Gartenanlagen und Tieraufzucht vorhanden. In den Räumlichkeiten existieren oftmals auch an Schüler angepasste Einrichtungen zum Weben, Schreinern und Konstruieren.

Klassenraum gestaltet nach Freinet-Prinzipien, Quelle: Bildungshaus Riesenklein Halle

Ebenfalls wichtig ist die eigene Schuldruckerei. Celestin Freinet führte bereits an seiner ersten Schule, an der er angestellt war, eine Schuldruckerei ein. Diese hat sich bis heute in den Freinet-Schulen gehalten. Durch die hauseigene Druckerei können die Schüler ihre eigene Arbeit dokumentieren und damit Texte oder Bücher angelegen. Auch eine Klassenzeitung ist meist ein Produkt der Schuldruckerei.

Kinder arbeiten in der Schuldruckerei, Quelle: Bildungshaus Riesenklein Halle

Wie sieht der Lehrplan aus und was ist die Rolle des Lehrers?

Ein Lehrplan im herkömmlichen Sinne existiert an Freinet-Schulen nur bedingt. Überwiegend stellen die Schüler, geleitet von ihren eigenen Interessen, Pläne auf. Lediglich der Lehrer hat den Lehrplan im Hinterkopf und versucht diesen mit den Wünschen der Schüler abzustimmen. Wenn ein Schüler besondere Interessen oder Talente in einem bestimmten Gebiet zeigt, obliegt es dem Lehrer, diesen dahingehend weiter zu fördern. Neben der Förderung individueller Talente sollten allerdings auch Lücken aufgefüllt werden, indem Aufgaben anderer, weniger guter Bereiche erledigt werden, ohne den Schüler zu drängen. Grundsätzlich werden die Tätigkeiten im Rahmen herkömmlicher Fächer ausgeübt. Nur mit dem Unterschied, dass der Unterricht sehr praxisorientiert stattfindet. Oftmals spielerisch lernen die Schüler beispielsweise Mathematik, indem sie schätzen, wie lang eine Minute ist oder zählen, wie viele Schritte es für eine Umrundung des Sportplatzes braucht.

Im Wochenplan eines jeden Schülers sind sowohl Pflichtaufgaben, als auch Freiaufgaben vermerkt. Diese können dann in der Gruppe oder allein stattfinden. Im gemeinsamen Unterricht werden Texte und Arbeiten eines Kindes besprochen, korrigiert, ausgewertet und auf Rechtschreibung und Grammatik durch den Lehrer kontrolliert. Außerdem werden Fragen und Antworten eingeplant, sowie Zeit für Diskussionen. Generell entscheidet der Lehrer, inwieweit er in das Geschehen in der Klasse eingreift. Ein gewisses Maß an Kontrolle und Koordination ist erforderlich, dennoch handelt er eher als Helfer und Unterstützer.

Beispielhafter Stundenplan einer Freinet-Grundschule, Quelle: Bildungshaus Riesenklein Halle

Wie auch beim abgewandelten Lehrplan, werden für die Bewertung andere Ansätze als die herkömmlichen gewählt. Noten im klassischen Sinne sind in der Freinet-Pädagogik unerwünscht, da diese nur zu unverhältnismäßigen Anforderungen an die Schüler führen. Statt Zeugnissen oder Noten gibt es Bilanzen. Diese können nach einem Tag, einer Woche oder nach einem Schuljahr erstellt werden und sollen, meist in Form einer Leistungskurve oder Fertigkeitsbescheinigung, dem Kind und dessen Eltern Auskunft über die schulischen Entwicklungen geben. Daran kann man ablesen, welche Fertigkeiten der Schüler in welchem Fach oder in welcher Tätigkeit besitzt und welche gefördert oder nachbearbeitet werden könnten. Da die Freinet-Schulen zum Großteil staatlich anerkannte Ersatzschulen sind, werden ab der 9. Klasse auch Noten ausgegeben, da diese für die weitere Bewertung des Schülers auf weiterführenden Schulen erforderlich sind.

Was sind die Ziele der Freinet-Pädagogik?

Die Schüler der Freinet-Schulen sollen vordergründig lernen, wie man sich selbstständig Wissen aneignet, angeregt durch das eigene Neugierverhalten. Das Erkennen, warum etwas gelernt wird, ist dabei der essentielle Anreiz, um die Aufgaben zu bewältigen. In diesem Rahmen sollen lebensechte Erfahrungen gesammelt werden, über die der Schüler seinen Gedanken, Erlebnissen und Gefühlen freien Ausdruck verleihen kann.

Außerdem wird viel Wert darauf gelegt, dass die Schüler das Leben in der Gemeinschaft erlernen, und dementsprechend voneinander lernen. So wird der Grundstein für ein ausgeprägtes Sozialverhalten im späteren Leben gelegt.

Weiterführende Links zum Thema finden Sie hier:

1 https://freinet-kooperative.de/grundlagen/einfuehrung/biographie-celestin-freinet/
2 http://www.freinet.paed.com/freinet/ecf.php?action
3 http://www.freinet.paed.com/freinet/frschule.php

Fragen & Antworten

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