Wie kann man Kinder motivieren?
Kein Berggipfel ohne den Schweiß beim Aufstieg, kein Familienfest ohne Vorbereitung, kein blühender Garten ohne regelmäßiges Gießen: Jedes angenehme Ziel ist auch mit Anstrengung verbunden. Sich dafür zu motivieren, fällt manchen Kindern besonders bei eher unliebsamen Aufgaben schwer. Dazu gehört in vielen Fällen auch der Schulbereich wie Hausaufgaben und Lernen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Motivation von Kindern unterstützen können.
Früh einbinden
Gerade jüngere Kinder helfen gerne im Haushalt mit und freuen sich, wenn sie „wie die Großen“ einen Beitrag zum Familienleben leisten können. Auch wenn es manchmal schneller, einfacher und unfallfreier erscheint zum Beispiel den Tisch selbst zu decken: Kinder sollten unterstützt und ermutigt werden, wenn sie mithelfen möchten und sie sollten – natürlich altersangemessen - schon früh Aufgaben und Pflichten übernehmen. Damit erfahren sie sich selbst als wichtig und kompetent - ein wichtiger Beitrag zur Motivationsförderung.
Anregendes Lernumfeld
Kinder sind von Natur aus wissbegierig und lernbereit. Wichtig ist, diese Lernbereitschaft zu erhalten und zu fördern. Kinder sollten Gelegenheit haben, eigene Erfahrungen zu machen und zu erleben, dass ihr eigenes Tun und insbesondere ihre Anstrengung Ergebnisse und Erfolg erzielt. Dabei hilft ihnen ein lernanregendes Umfeld, zu dem Eltern einen wichtigen Beitrag leisten können. Etwa indem sie ihre Kinder ermuntern, Fragen zu stellen, Sachverhalte zu hinterfragen und Dingen selbst oder gemeinsam mit den Eltern auf den Grund zu gehen. Wichtige Lernimpulse bieten auch eine aktivierende familiäre Freizeitgestaltung wie etwa der gemeinsame Besuch im Museum, die Vorstellung im Kindertheater oder ähnliches.
Selbständigkeit
Selbständigkeit motiviert! Kinder sollen die Erfahrungen machen, dass sie Dinge selbst tun können, dass sie sich selbst erproben und ausprobieren können. Dies können Eltern unterstützen, indem sie Kinder, entsprechend ihres Alters, vieles selbst erledigen lassen anstatt es ihnen abzunehmen. Die Erfahrung, etwas selbständig vollbracht zu haben, führt zu Freude, Stolz und Selbstvertrauen und ist einer der wichtigsten Motivationsfaktoren! Erfahrungen, die selbst gemacht werden, sind die nachhaltigsten Lernerfahrungen. So definierte schon der bedeutende Entwicklungspsychologe Jean Piaget als Ziel von Bildung „(…) für das Kind die Möglichkeit zu schaffen, zu erfinden und zu entdecken, Menschen hervorzubringen, die fähig sind, neue Dinge zu tun.“
Verantwortung übernehmen
Zur Selbständigkeit gehört auch, dass Schulkinder Hausaufgaben, Lernen und Vorbereitung auf Klausuren als ihre Aufgabe und ihre eigene Verantwortlichkeit begreifen. Schule ist sozusagen der „Job“ des Kindes. Dabei ist Interesse, Anteilnahme und manchmal auch Kontrolle von Seiten der Eltern wichtig und wünschenswert. Kinder sollten wissen, dass sie nicht alleine sind und jederzeit Rückhalt bei den Eltern bekommen, insbesondere dann, wenn Schwierigkeiten auftreten. Dennoch sollten sie möglichst früh lernen, die Verantwortung für die schulischen Aufgaben und auch für ihre Leistungen selbst zu übernehmen.
Feste Strukturen
Feste Tagesabläufe, Strukturen und Regelmäßigkeiten sind wichtig für Kinder, denn sie geben Verlässlichkeit und Sicherheit. Auch für die Hausaufgaben und das Lernen sollten feste Zeiten im Tages- und Wochenablauf vorgesehen sein. Routine in den schulischen Aufgaben führt zur Gewöhnung und fördert selbstverständlich auch den Lernerfolg: Wer seine Hausaufgaben regelmäßig und sorgfältig erledigt und feste Zeiten zum Lernen und Wiederholen einplant, festigt und vertieft den Lernstoff. Außerdem braucht er für die Vorbereitung auf Klausuren meist weniger Zeit als etwa ein Schüler, der eher punktuell lernt. Nicht zuletzt ersparen fest vereinbarte Lernzeiten wiederkehrende und mitunter nervenaufreibende Diskussionen darüber, ob und wann beispielsweise die Hausaufgaben gemacht werden.
Anerkennung und Lob
Anerkennung, Bestätigung und Lob sind wichtige Motivationsfaktoren für Kinder. Keine Frage: Wer ein Lob erhält, freut sich darüber, empfindet seine Leistung als wertgeschätzt und gewinnt Selbstvertrauen. Lob und Anerkennung sollten daher häufig, aber gezielt verwendet werden. So verdient beispielsweise die Anstrengung und das Bemühen des Kindes auch dann ein Lob, wenn das Ergebnis vielleicht noch nicht optimal ist. Lob sollte für besondere Leistungen, echte Fortschritte und beobachtbare Anstrengungen gegeben werden, damit es seinen Wert behält und als Ansporn wirkt. Wer jede noch so selbstverständliche Aktivität würdigt, entwertet das Lob. Es geht also um das rechte Maß.
Belohnungen
Belohnungen können als Anerkennung und als Anreiz eingesetzt werden. Sie sind dazu geeignet, positives Verhalten und Erfolge des Kindes zu würdigen und als besonders herauszuheben. Die Aussicht auf eine Belohnung kann auch ein positiver Anreiz für das Kind sein. Hilfreich können Belohnungen oder auch Belohnungssysteme bei bestimmten Anlässen und Situationen sein, z.B. durch das Sammeln von Punkten, die ab einer bestimmten Anzahl zur Belohnung führen. So kann eine Belohnung ein Kind anspornen, in den letzten Schulmonaten noch einmal mit ganzer Kraft für die gefährdete Versetzung zu lernen. Oder ein Kind soll sich daran gewöhnen, feste Lernzeiten einzuhalten.
Zu bedenken ist jedoch, dass Belohnungen externe Anreize setzen, das Kind strengt sich also um der Belohnung willen an. Dies kann situativ hilfreich sein, sollte jedoch keine pädagogische Dauermaßnahme werden. Wichtiger wäre, dass ein Kind aus der Anstrengung an sich und dem daraus resultierenden Erfolg Motivation und Ansporn bezieht, z.B. durch die tatsächlich erreichte Versetzung oder die besseren Noten infolge kontinuierlicher Vorbereitung. Die sogenannte intrinsische Motivation ist ein wichtiger, dauerhafter Motivationsfaktor.
Vorbild sein
Die Einstellung der Eltern, ihre eigenes Leistungsverhalten und ihre Leistungserwartungen haben großen Einfluss auf die Kinder. Die Verhaltensweisen der Eltern nehmen sich Kinder in der Regel mehr zum Vorbild als mündliche Appelle und Aufforderungen. Wenn Eltern selbst eine positive und erwartungsfreudige Einstellung zur Arbeit und zu Herausforderungen zeigen, wird sich auch der Nachwuchs leichter damit tun.