Ein Schuljahr unter Segeln
Etliche Schüler in Deutschland entscheiden sich jedes Jahr für einen Auslandsaufenthalt in einem fremden Land. Fernab von Familie und Freunde lernen sie neue Kulturen kennen, während sie ihre Sprachkenntnisse verbessern können. Ein „Auslandsjahr“ der ganz besonderen Art erfahren Schüler, die am Projekt der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg „Klassenzimmer unter Segeln“ teilnehmen. 34 Schüler starten jedes Jahr im Herbst vom Kieler Hafen auf den Fußspuren von großen Entdeckern wie Kolumbus und Humboldt auf einem Segelschiff Richtung Westen.
Das Zuhause der Schüler ist ein Dreimaster Segelschiff – für ein ganzes Schuljahr. Die Reise startet in der Nordsee und führt an Teneriffa vorbei, quer über den Atlantik nach Südamerika und in die Karibik. Bei der Fahrt über den offenen Ozean sehen die Schüler für gut drei Wochen lang nichts außer die endlosen Weiten des Atlantiks. Eine 16 Mann starke Besatzung begleitet die Schüler auf ihrem Abenteuer. Dabei werden sie durch die Crew vollständig in die Aufgaben auf einem Segelschiff integriert – bis hin zu Phasen, in denen sie das Kommando über das Schiff eigenständig übernehmen. Segelerfahrung wird für eine Teilnahme nicht vorausgesetzt, jedoch wird als Teil der Bewerbung meistens ein Probesegeln vorab veranstaltet.
Das Jahr auf dem Schiff bietet vielfältige Lernchancen. Es ist ein Wechselspiel aus dem theoretischen Schulstoff der 10. Klasse und dem praktischen Wissen des Schiffsbetriebs. Dieser besteht aus der sogenannten „Backschaft“, die alle Aktivitäten rund ums Thema Mahlzeiten und Essenszubereitung umfasst, dem „Reinschiff“, d.h. die Sauberkeit des Schiffes zu erhalten, und der nautischen Ausbildung. Anders als im klassischen Unterricht im Klassenzimmer bietet die Reise die Möglichkeit, das Arbeiten in einem Team zu erlernen, Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen und die eigene Konfliktfähigkeit auszubauen. Die Schiffsreise wechselt sich immer wieder mit entsprechenden Landgängen ab, bei denen die Schüler die Möglichkeit haben, ihre Sprachkenntnisse anzuwenden (vor allem Spanisch) und neue Kulturen kennenzulernen. Anhand von Interviews, Fragebögen und Beobachtungen werden laufend wichtige Erkenntnisse und Daten von den Schülern an Bord erhoben. Somit tragen die Schüler als Teil dieses wissenschaftlichen Projekts dazu bei, den Unterricht und Schulalltag kontinuierlich zu verbessern.
Weitere Infos unter http://kus-projekt.de/