Literatur des Sturm und Drang

1. Definition und Grundgedanke

Die literarische Epoche der Aufklärung schließt „Empfindsamkeit“ (1740-1790) und „Sturm und Drang“ (1765-1790) mit ein.

Die Bezeichnung Sturm und Drang erhielt die Epoche von einem gleichnamigen Schauspiel von Friedrich Maximilian Klinger. Sturm und Drang erweitert die Aufklärung mit der Komponente der Gefühle. Verstand und Gefühl sollten eine Einheit bilden.

Die „Stürmer und Dränger“ griffen die Grundkonzeption Lessings auf und erweiterten sie. Während Lessings Forderung die Auflockerung des starren Regelgefüges von Zeit, Ort und Handlung in Dramen betraf, galt den Dichtern des Sturm und Drang als Kunstwerk nur, was die Genialität des Künstlers und seine schöpferische Eigenständigkeit repräsentierte. Der Dichter als Genie wurde über andere Menschen herausgehoben. Es entstand ein regelrechter Geniekult

2. Textformen und Gattungen

Grundlegende Themen waren aktuelle gesellschaftliche Themen, wie der Freiheitsdrang gegen die Gesellschaft, die Geschlechterrollen oder die Selbstbestimmung.

Das Drama spielte eine große Rolle für die Dichter des Sturm und Drang. Sie orientierten sich, wie Lessing, an Shakespeare. Die Protagonisten dieser Dramen waren in der Regel den gesellschaftlichen Zwängen nicht gewachsen. Ihr Scheitern drückt sich meist durch Mord, Selbstmord oder einem ähnlich tragischen Ende aus. Mit den Werken von Schiller und Goethe schloss das deutsche Drama zu England und Frankreich auf.

Der bürgerliche Roman stand zu dieser Zeit sozusagen am Anfang. Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers drückte das Lebensgefühl einer ganzen Generation aus. Die Leserschaft fand in Werther, dessen Versuch sich in die Ständegesellschaft zu integrieren mit dem Freitod endet, eine Identifikationsfigur.

Thematisch behandelt der Roman alle Motive, die für den Sturm und Drang typisch sind: das idyllische Landleben, die Verherrlichung der Natur, die bedingungslose Liebe, die gegen bürgerliche Konventionen rebelliert, die Erneuerung von Kunst und Literatur gegenüber der Regelpoetik der Aufklärung und die Revolte gegenüber der gesellschaftlichen Ordnung.

Die Lyrik bot sich für kalkulierte Regelverstöße förmlich an. Hier konnten traditionelle Reimschemata aufgelöst und unregelmäßige Metren verwendet werden. Der Verstoß gegen Konventionen konnte formal und inhaltlich ausgedrückt werden, indem Inhalt und Form korrelierten.

Ähnlich wie der Briefroman konnte die Empfindungslyrik das innere Gefühlsleben darstellen. Häufige Themen der Lyrik des Sturm und Drang waren Liebe und Natur sowie lehrreiche Inhalte.

Goethes Prometheus soll hier die Ablehnung von Autorität in Verbindung mit dem Brechen traditioneller Dichtkunst verdeutlichen:

Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh'n!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh'n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn' als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?

Hier sitz' ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!

Ein Beispiel, das ein infrage stellen von gottgegebener Obermacht des Adels verdeutlicht, ist Gottfried August Bürgers:

Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen

Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu
Zerrollen mich dein Wagenrad,
Zerschlagen darf dein Roß?

Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch
Dein Freund, dein Jagdhund, ungebleut
Darf Klau und Rachen haun?

Wer bist du, daß durch Saat und Forst
Das Hurra deiner Jagd mich treibt,
Entatmet wie das Wild?

Die Saat, so deine Jagd zertritt,
Was Roß und Hund und du verschlingst,
Das Brot, du Fürst, ist mein.

Du Fürst hast nicht bei Egg und Pflug,
Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.
Mein, mein ist Fleiß und Brot!

Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?
Gott spendet Segen aus; du raubst!
Du nicht von Gott, Tyrann!

3. Werke und Autoren

  • der \junge Goethe Die Leiden des jungen Werthers, Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand
  • der junge Schiller Kabale und Liebe, Die Räuber
  • Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung
  • Johann Gottfried Herder (1744-1803) Über die neuere deutsche Literatur
  • Friedrich Maximillian Klinger (1752-1831) Sturm und Drang
  • Gottfried August Bürger (1747-1794) Die Wunderbaren Reisen des Freiherrn von Münchhausen

Zu den Vertretern der Empfindsamkeit zählt beispielsweise:

  • Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) Hermanns Schlacht

4. Steckbrief Sturm und Drang

Zeitraum:

Kerngedanke/Schlüsselbegriffe:

Textformen:

Autoren:

Werke:

Tipp: Da die Themen eng miteinander verknüpft sind, beachte auch die Kapitel Literatur der Aufklärung und Literatur der Klassik.

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