Sachtexte
Was ist ein Sachtext?
Sachtexte oder Gebrauchstexte sind non-fiktionale Texte. Im Gegensatz zu fiktionalen Texten, steht nicht die Unterhaltung des Lesers, sondern der Informationswert im Vordergrund.
Sachtexte sind unter anderem:
- journalistische Texte
- Werbung
- Reden
- Predigten
- wissenschaftliche Abhandlungen
- Biographien
- Beschreibungen
- Gesetze
- Gebrauchsanweisung
- Kochrezepte
All diese Texte haben ganz bestimmte kommunikative Funktionen. Sie sollen
- informieren
- appellieren
- den Leser zu einer Handlung verpflichten
- anleiten
Argumentationsstrategie
Häufig enthalten Sachtexte Argumentationsstrategien, die der Leser entschlüsseln soll.
Eine Rede kann eine bestimmte Argumentation enthalten, das heißt, es wird eine bestimmte Auffassung mit Gründen vertreten.
Signalwörter für einen Argumentationsgang sind Konjunktionen wie:
- weil
- deshalb
- obwohl
- dennoch
- denn
- da
Enthält ein Text einen Argumentationsgang, so können wir diesen in einzelne Bestandteile zerlegen.
- Aussage
- Behauptung
- Begründung
- Beweis
- Folge
Nicht immer werden alle Argumente im Text vorkommen.
Sprachgebrauch in Sachtexten
1. Vorbereitendes Lesen
Welche Fragen sollten wir uns vor der Analyse der sprachlichen Gestaltung eines Sachtextes stellen?
- Wie ist der Text aufgebaut? (z.B. Exkurse, Zusammenfassungen)
- Welche Tonlage wählt der Verfasser (z.B. feierlich, gehoben, umgangssprachlich)
- Welche Sprechstrategie wird erkennbar? (z.B. argumentativ, überzeugend, überredend)
- Wie geht der Verfasser mit Tatsachen um? (z.B. sachlich, wertend)
- Welchen Geltungsanspruch haben die Sätze? (z.B. Behauptung, Vermutung, Beweis)
- Wie sichert der Autor seine Aussagen (z.B. durch Belege, durch Berufung auf Autoritäten)
- Wie veranschaulicht der Verfasser seine Aussagen? (z.B. durch Bilder, Beispiele, Statistiken)
- Berücksichtigt der Text Gegenpositionen? (z.B. Auseinandersetzung, Abwertung)
- Welche Auffälligkeiten zeigt die Wortwahl (z.B. Schlagwörter, Schlüsselbegriffe)
- Wie ist die Gedankenführung gestaltet (z.B. auf Einzelheiten gerichtet oder komplex)
2. Sprachliche Besonderheiten erkennen
Das folgende Zitat ist von Eva Hermans Homepage übernommen und soll einer Pressekonferenz von 2007 wörtlich entsprechen.
“Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch ‘ne Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68er wurde damals praktisch alles das - alles, was wir an Werten hatten - es war ‘ne grausame Zeit, das war ein
völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle - aber es ist damals eben auch das, was gut war - und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt - das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben“
- Welche sprachlichen Besonderheiten lassen sich erkennen?
umgangssprachliche Elemente, wie „‘ne“ oder Parenthese „das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle“, die in keinem Zusammenhang, zu dem vorher Gesagten steht und Satzfragmente „das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt“.
- Welche Textfunktion lässt sich aus dem Sprachgebrauch ableiten?
Wir sehen hier durch den häufigen Gebrauch des Modalverbs „müssen“, dass der Text eine Appellfunktion hat. „Wir müssen“ schließt den Hörer mit ein.
Gleichzeitig ist er informativ, da er auf Feststellungen basiert. Etwas wurde abgeschafft ist eine Behauptung, die wahr oder falsch sein kann.
Weiterhin verwendet die Autorin das Verb „abschaffen“. Die Benutzung dieses Verbs setzt voraus, dass etwas vorher existiert hat.
- Wie ist die Argumentationsstrategie aufgebaut?
Aussage: Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien.
Beweise oder Folge gibt es keine.
Behauptung: Nationalsozialismus und 68er hätten das Bild der Mutter abgeschafft.
Beweise für diese Behauptung gibt es keine
- Welches Thema wird in dem Text entfaltet?
soziale Gerechtigkeit, das Bild der Mutter in Deutschland, Nationalsozialismus und 68er, wahrscheinlich geht es eigentlich um den Werteverfall in der deutschen Gesellschaft
Überlege selbst!
- Welche Tonlage wählt die Verfasserin?
- Welche Auffälligkeiten zeigt die Wortwahl?
- Wie ist die Gedankenführung gestaltet?
- Ist diese Aussage zielgruppengerecht?
Findest du diese Aussage sachlich? Begründe!
Interpretation von Sachtexten
1. Eigenschaften von Sachtexten
Zu den Sachtexten zählen wir vor allem Gebrauchstexte, wie beispielsweise Nachrichten, Reden, wissenschaftliche Texte, Werbetexte, Geschäftsbriefe oder Protokolle.
Gebrauchstexte können unterschiedliche Funktionen haben, wie zum Beispiel informieren, anleiten,
beschreiben, berichten und appellieren/überzeugen.
2. Vorbereitende Fragen
Wie bei der Analyse von fiktionalen Texten helfen dir die W-Fragen.
Wer sagt was zu wem warum mit welcher Absicht?
Schlüsselfragen:
- Wer ist der Verfasser des Textes? (Name, biografische Angaben, Zuordnung zu einer Berufsgruppe, sozialer Status)
- Wer ist Empfänger/Adressat des Textes? (Zielgruppe: z.B. Frauen, Männer, Rentner, Jugendliche)
- Was ist die Textart?
- Welchen Inhalt hat der Text und wie ist er gegliedert? (Sachbereich, Überschrift, Aufbau und Gliederung, Ausführlichkeit, Argumente, Beispiele, Tatsachen oder Meinungen)
- Welche Intention verfolgt der Text bzw. der Sprecher?
- Welche Sprach- und Stilebene wählte der Verfasser?
- Werden rhetorische Mittel verwendet? (z.B. bei politischen Reden)
Auch die Analyse und Interpretation von Sachtexten bereitet man mit der bewährten Methodik vor:
- lesen und verstehen des Textes
- in Sinnabschnitte einteilen
- Überschriften für die Sinnabschnitte finden
2.1 Rede
Ein häufig zu analysierender Sachtext ist die Rede.
- Wer ist der Verfasser?
- Wer sind die Adressaten?
- Vor welchem konkreten historischen Hintergrund / aus welchem Anlass heraus ist die Rede entstanden?
- Ist der gedankliche Aufbau klar erkennbar? Sind Teile unterscheidbar?
- Was will der Redner erreichen (Intention)?
- Welche Sprachstrategie ist erkennbar?
- Ist der Redestil eher überzeugend – sachlich – moderat oder emphatisch (mit Nachdruck – emotional) – suggestiv – auffordernd – bedrängend/beschwörend?
- Sichert der Autor seine Behauptungen ab? (Beweise, Belege)
- Wirken die Worte überzeugend? Gibt es Widersprüche? Lücken? Manipulationen?
Fragen zur Sprache:
- Gibt es Leitmotive, Metaphern, Wiederholungen, die häufig verwendet werden?
- Gibt es Wortspiele, Bilder, (ironische) Übertreibungen, Vergleiche, Antithesen, Personifizierungen usw.?
- Gibt es auffällig häufig verwendete Wortarten? (Nomen, Pronomen, Adjektive, Verben)
- Welche Satzarten werden bevorzugt? (Hauptsätze, Nebensätze, Ausrufe, Befehle, Fragen)
- Welche Art der Sprache herrscht vor? (Fachsprache, Umgangssprache, Jargon, dichterische Sprache, Prosa – Vers)
- Warum wählt der Sprecher diese Sprache?
- Welche Wirkung wird erzeugt?
Mache dir Notizen, bevor du mit der Verschriftlichung beginnst.
Für die Reinschrift gilt, keine Behauptung ohne Begründung.
Falls du aus der Rede zitierst, gib immer die entsprechenden Zeilen an.
3. Interpretationsgliederung
Einleitung:
In die Einleitung gehören Angaben über:
- Autor
- Titel
- Erscheinungsort
- Erscheinungsdatum
- Textart
- Sender
- Empfänger
- Kontext
- kurze Inhaltsangabe (Leitgedanke, Problem,)
Hauptteil:
Der Hauptteil umfasst die Analyse von
- äußerer Form
- Sprache
- Argumentationsstrategie/Thema
- und Interpretation
Weiterhin wird der Inhalt der einzelnen Sinnabschnitte wiedergegeben, in Beziehung gesetzt und die Intention des Autors herausgearbeitet.
Schluss:
- Aktualität des Textes
- Überzeugungskraft
- Logik der Argumentation, Schlüssigkeit
- Zielgruppenrelevanz
- Je nach Aufgabenstellung: eigene Meinung