Herkunft und Verwendung der Kasus im Lateinischen
Herkunft und Verwendung der Kasus im Lateinischen
Vorbemerkung: Der Begriff „casus“ – Fall ist eine Lehnübersetzung des griechischen πτῶσις gleicher Bedeutung. Der Begriff entstammt dem antiken Schulwesen, als der Lehrer mit Hilfe der Beugung eines Stifts seine Schüler Wörter deklinieren ließ.
Das Indogermanische kennt 8 Kasus, die nur im Sanskrit erhalten geblieben sind. In allen anderen Sprachen trat ein gewisser Kasussynkretismus auf, d.h. einige Kasus sind ineinander gefallen.
Ursprünglich gab es keine Präpositionen. Diese entwickelten sich erst nach Zusammenfall der Kasus in den Einzelsprachen. Im Griechischen kann man deshalb noch – wenn man mit den Präpositionen unsicher ist – auf den davon abhängigen Kasus achten. Im Lateinischen ist dies zwar großenteils auch noch so, z.B. „cum“ mit instrumentalem Ablativ oder „per“ und „ad“ mit direktivem Akkusativ, aber es gibt daneben auch logische Ausnahmen wie „apud“ mit Akkusativ statt zu erwartetem Ablativus locativus.
Im Lateinischen gibt es noch 6 Kasus.
Die starken Kasus:
- Nominativ
- Akkusativ
- Vokativ
Die schwachen Kasus:
- Genetiv
- Dativ
- Ablativ
Funktionen der lateinischen Kasus
Nominativ: Subjekt
Genitiv: Kasus der Herkunft, Zugehörigkeit, des Bereichs und teilweise der Ursache Überschneidung mit Ablativusseparativus
Die Endung – i der o-Deklination ist eine italische Neuerung.
Dativ: „freundlicher Dativ“ nach Verben wie „geben, helfen“, Kasus des Interesses Dativuscommodi, des nicht direkt betroffenen „Objekts“
Person im Dativ und Form von „esse“ → Dativus possessivus
Akkusativ: Objekt, Richtung, logisches Subjekt des AcI
Ablativ: entstanden aus 3 indogermanischen Kasus:
- Instrumental: Begleiter Person oder Sache, Art und Weise; oft mit der Präposition „cum“, Unterarten des Instrumentals wie der Ablativus Modalis stehen oft ohne Präposition und sind deshalb schwer zu übersetzen
- Separativus: Herkunft, oft mit der Präposition „exx“
- Locativus: Ort und Zeit
Vokativ: direkte Anrede, oft nach der Partikel „o“