Anaxagoras: seine Lehre und Leben
Sein Leben
Geboren 500 n.chr in Klazomenai (Kleinasien), zog er 460 n.chr nach Athen, das damals schon geistiger Mittelpunkt Griechenlands war. Dort lebte er etwa 30 Jahre als Gast des Perikles , im Jahre 132 wurde er wegen „Gottlosigkeit“ (=mangelnde Ehrfurcht gegenüber den ‚staatlich verordneten’ Göttern oder Asebía) angeklagt. Er soll nur auf Intervention des Perikles vor der Todesstrafe bewahrt worden sein. Daraufhin emigrierte er nach Lampsakos, wo er, hochgeachtet, (Frg. 2B) starb. Er führte ein Leben, das nur der Wissenschaft geweiht war. Auf Besitz, politische Arbeit und sein Vaterland verzichtete er, zwei seiner Schüler waren Euripides und Thukydides.
Sein Lehre
A. Naturphilosoph
1) Urstoff
„Nichts kann aus Nichts entstehen und Nichts kann in Nichts vergehen“ (Nr. 156 ). Daraus schließt Anaxagoras, dass “es kein Entstehen und Vergehen sondern nur ein Mischen und Trennen gibt”. (Nr. 158) Er fragt, wie aus Wasser und Brot Knochen, Fleisch, Sehnen und Adern entstehen können. Seine Antwort darauf ist: das Entstandene muss in der Nahrung schon enthalten sein, aber in nicht wahrnehmbar kleinen Teilchen (spérmata_)! Anaxagoras nimmt an, dass es ebensoviele Grundstoffe (_chrēmata) gibt wie es Dinge gibt:
Es gibt unendlich ‚viele Stoffe aus unendlich kleinen Teilchen’ (Nr. 157). Wenn man nun ein Stück Materie immer wieder teilt, enthält jeder Teil so klein er ist, Teilchen von allen Stoffen; nur das Seitenverhältnis ist verschieden“ Nach dem Stoff, von dem in einem Stück Materie am meisten enthalten ist, benennen wir dieses Wenn die Spermata in einem Stoff wahrnehmbar werden, heißen sie Homomerien ( z. B. ist das Goldkörnchen eine Homomerie des Goldklumpens).
2) Der Nous
Die Stoffe, die selbst unveränderlich sind, sich nicht selbst bewegen können werden vom Nоῦς (= Denkvermögen und zur Tat befähigender Wille) bewegt“. Er allein vermischt sich nicht mit anderem, er hat Macht aus sich selbst heraus erkennt alles, ist durch nichts auf der Welt beeinflusst und ist
allgegenwärtig. Alle Lebewesen haben am Nous Anteil. Der Nous ist also den Stoffen übergeordnet
und ist mithin ein steuerndes Prinzip.
Der Nous gibt den Anstoß zur Entstehung der Welt. Ursprünglich gab es nur eine allumfassende Mischung der zahllosen unendlich kleinen Teilchen der unzähligen Stoffe: eine einheitliche, unbestimmte Masse. In hinein gibt der Geist den Anstoß zu einer wirbelnden Bewegung, die an einem Punkt begann und sich immer weiter ausdehnte und noch ausdehnt. Bei dieser Wirbel-Bewegung scheiden sich die einzelnen Stoffe aus.
3) Dualismus
Anaxagoras ist der erste Dualist: als erster Philosoph unter den „Vorsokratikern“ traf er eine Unterscheidung zwischen bewegendem Geist und bewegter Materie.
Allerdings kritisiert schon Aristoteles in der “Metaphysik”,Anaxagoras gebrauche den Geist zur
Weltenbildung nur als deus ex machina , und wenn er \"nicht weiß, aus welchem Grund etwas notwendig so ist, wie es ist, dann zerrt er ihn herbei; im übrigen aber erklärt er alles andere eher für die Ursache des Weltgeschehens als den Geist.
B. Naturforscher
Anaxagoras beschäftigte sich besonders mit Meteorologie (nicht im heutigen Sinn, sondern als Erforschen der Dinge in der Höhe (griech. ta epouránia). Die Sonne erklärt er als einen glühenden Gesteinsbrocken, vom Monde sagt er, er habe eine Landschaft wie die Erde und sei auch bewohnt. Er leuchte nicht selbst, sondern werde von der Sonne angestrahlt. Die Ursachen von Mond- und Sonnenfisternissen erklärt er nach dem heutigen Stand der Wissenschaft richtig.